Schäful Belalp
Ich besuchte die Alpabfahrt auf der Belalp erstmals im Jahr 2017 und kehre seither jedes Jahr zurück, um das Ereignis fotografisch festzuhalten.
Die folgende Reportage widmet sich ausschließlich der Alpabfahrt 2020 – der bisher regenreichsten, aber zugleich auch einer der stimmungsvollsten.
Reportage vom August 2020
Der Schafabtrieb auf der Belalp 2020 liegt nun schon einige Monate zurück. Zwei von drei Tagen waren geprägt von unaufhörlichem Regen – am Sonntag mischte sich sogar etwas Schnee darunter. Am Samstag begann der Regen früh, nur der Morgen bis kurz nach Sonnenaufgang blieb trocken. Doch das störte mich nicht – im Gegenteil. Strahlend blauer Himmel ist nicht mein bevorzugtes Wetter für solche Aufnahmen. Ich habe den „Schäful“ (Schafabtrieb) bereits bei allen möglichen Bedingungen erlebt, doch erst bei sogenannt „schlechtem“ Wetter entfaltet die raue Bergwelt ihre volle Stimmung auf den Bildern. Eine Steigerung wäre nur noch Schneefall – den hatten wir zum Glück erst am Sonntag, wenn die Schafe an ihre Besitzer zurückgegeben werden.
Der eigentliche Abtrieb beginnt bereits am Donnerstag. Mit dem Helikopter werden die Säckelmeister, Sanner und Hilfssanner ins innere Aletschji geflogen. Von dort aus arbeiten sie sich bis Freitagabend vor und treiben alle verstreuten Schafe zusammen. Am Samstag führt der Weg dann über die Moräne und durch die Oberaletschschlucht zurück auf die Belalp.
Der Regen verwandelte die Landschaft in eine mystische Szenerie. Immer wieder tauchten die Schafe und Männer langsam aus den dichten Nebelschwaden auf, nur um kurz darauf wieder darin zu verschwinden. So hatte ich den Schäful noch nie erlebt. Es regnete fast durchgehend, nur hin und wieder legte das Wetter eine kurze Pause ein.
Mit der Zeit kroch die Nässe durch meine Kleidung, und ich begann mir Sorgen um meine Kamera zu machen. Bereits auf der Glattalp hatte ich einmal einen Wasserschaden – eine Erfahrung, die ich nicht noch einmal machen wollte. So sehr man auch versucht, die Kamera trocken zu halten, irgendwann gibt man den Kampf auf.
Das traditionelle Schäful-Fest fiel dieses Jahr coronabedingt aus – und vielleicht war das ein Glück. Denn als wir gegen drei Uhr nachmittags auf der Belalp ankamen, regnete es in Strömen, und jeder wollte nur noch ins Trockene.
Am Sonntagmorgen waren meine Kleidung und mein Rucksack noch immer nicht ganz trocken. Zum Glück hatte meine Kamera keinen Schaden genommen. Doch als wir uns auf den Weg zu den Färrichen machten, setzte Schneefall ein. Das Verteilen der Schafe an ihre Besitzer glich einer Schlammschlacht.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, den restlichen Tag mit Kaffee und Kuchen im Hotel Belalp ausklingen zu lassen. Doch durch die feuchten Kleider und das nasskalte Wetter fühlte ich mich unwohl – und so verließ ich die Belalp früher als geplant.